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Abschied mit Aussicht!

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zu Christi Himmelfahrt.

„Ist Gottes Sohn denn bloß vom Himmel gekommen und Mensch geworden, um uns alleine und einzig vom Himmel, dem jenseitigen Leben zu erzählen, oder nicht auch darum, die menschliche Gesellschaft auf Erden auf bessere und glücklichere Bahnen zu leiten?“

Diese Frage stellt Adolph Kolping seinen Leser*innen in den Rheinischen Volksblättern. Damit trifft er die Spannung, in der Christ*innen seit der Himmelfahrt Jesu stehen. Was jetzt - ? Jesus hat seinen Auftrag ausgeführt und kehrt zu Gott zurück. Das muss erst einmal ausgehalten werden: aufgeben oder weitermachen? Und wenn ja – wie?

Die Evangelien erzählen davon, wie die Jünger sich nach der Auferstehung zunächst zurückzogen und hinter verschlossenen Türen Sicherheit suchten. Sie berichten aber auch eindrucksvoll davon, dass der Auferstandene selbst immer wieder die Enttäuschung und furchtsame Verschlossenheit durchbrochen und die Jünger zurück in ihren Alltag geschickt hat, mit der Aussicht, dass sie ihn dort sehen würden. Die Aussicht ist also: wo ihr die Verbindung mit dem Auferstandenen weiter haltet, bleibt er bei euch und euren Mitmenschen erfahrbar.

Das Evangelium des heutigen Festes lässt keinen Zweifel daran, dass diese Aussicht Wirklichkeit wird: „Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und verkündeten überall.
Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte das Wort   durch die Zeichen, die es begleiteten.“ (Mk 16,20).

Die Himmelfahrt Jesu ist also kein Finale, dem keine Zugabe folgt. Es ist eher so, wie es das Evangelium und Adolph Kolping beschreiben: der Auferstandene, der zu Gott heimgekehrt ist, bleibt denen nahe, die ihm vertrauen und ihr Leben mit ihm teilen, indem sie für mehr christliches Handeln in der Welt sorgen und ihren Beitrag dazu leisten, dass die menschliche Gesellschaft auf bessere und glückliche Bahnen geleitet wird. Da berühren sich Himmel und Erde. Ansatzpunkte dafür haben wir genug: wo wir unsere Stimme erheben müssen: gegen extreme Positionen und Ungerechtigkeit, für ein respektvolles, gewaltfreies Miteinander der Menschen, für einen guten Umgang mit der Schöpfung, für Menschen, die unsere Unterstützung brauchen, für eine Kirche, die den Menschen zugewandt bleibt.

Der AposteI Paulus schreibt es seiner Gemeinde in Philippi so: „Im Übrigen, Brüder und Schwestern: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht! Und was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“(Phil 4,8f.) Das ist eine Aussicht, die nicht traurig macht, sondern ermutigt, weiter tätig zu bleiben.