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Bundesebene

Da fehlt noch was!

Geistlicher Impuls von Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zu Fronleichnam.

„Da fehlt noch was!“ – war der Anstoß zur Einführung des Fronleichnamsfestes. Die Ordensfrau Juliana von Lüttich sieht 1209 in einer Vision die Mondscheibe mit einem dunklen Fleck und deutet dies als einen Hinweis darauf, dass ein besonderes Fest zur Verehrung der Eucharistie im Festkreis der Kirche fehlt.

Seit 1264 feiert die Kirche das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, Fronleichnam. Neben dem Tag der Einsetzung am Gründonnerstag gibt es diesen Tag mit seiner Prozession. Mit allem Gepränge und Brauchtum wird der gefeiert, der sich in der Gestalt von Brot und Wein den Menschen schenkt. Immerhin geht es um das Allerheiligste, das Zeichen der bleibenden Gegenwart Jesu bei den Menschen.

„Preis nach Kräften seine Würde, da kein Lobspruch, keine Zierde seiner Größe gleichen kann“ erklingt wohl auf jeder Fronleichnamsprozession im deutschen Sprachraum, wenn auch in verschiedenen Melodiefassungen.

Wenn wir nur auf die äußere Form und auf die traditionellen Texte des Fronleichnamsfestes schauen, spüren wir, wie in den nach außen sichtbaren Zeichen der Prozession das Denken und Empfinden vergangener Zeiten zutage tritt. Da fehlt noch was, um den innersten Gehalt der Feier für heute zur Sprache zu bringen.

In der Monstranz wird die ungeteilte Hostie durch die Straße getragen: da fehlt noch was! Die Einheit derer, die in dem Brot der Eucharistie den Leib des Herrn erkennen und bekennen, steht noch aus, aber sie steht wie eine große Zusage und Verheißung mitten im wandernden Gottesvolk: zu dieser Einheit sind wir Christen gerufen. An vielen Orten wird gerade anlässlich der Fronleichnamsprozession an die Einheit erinnert, die aus der einen Taufe kommt, und für die wir uns weiter engagieren wollen.

Auch wenn wir gerne singen, dass die Eucharistie das Brot ist, „das die Hoffnung nährt“, da fehlt noch was:  es bleibt immer noch ein Rest Hunger, solange wir uns entwickeln und reifen können. Die Vollendung steht noch aus; sie ist uns zugesagt, und im Glauben leben wir auf sie hin.

„Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot. So lässt er sich verzehren von aller Menschennot…“  - das gehört unlösbar dazu: Gottesdienst und Menschendienst können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden. Es genügt nicht, sich nach außen prächtig darzustellen; die Zuwendung zu den Menschen gehört dazu. Da wird die Vollendung, die wir erwarten, spürbar.

„Da fehlt noch was!“ sagt uns auch das Stück des geteilten Brotes der Kommunion, in dem wir Christus empfangen. Es fehlt das christliche Handeln, das sich von der persönlichen Begegnung mit Christus in der Eucharistie stärkt. Es fehlt der persönliche Beitrag, den nur ich leisten kann und sonst niemand. Solange wir in dieser Welt und in diesem Leben unterwegs sind, wird immer noch etwas fehlen. Wir müssen lernen, mit Unvollkommenheiten zu leben; die Vollendung wird uns geschenkt.

Was fehlt, hat Adolph Kolping ins Wort gebracht:

„Auf unser tätiges Christentum kommt's an, ob die Welt zu christlicher Ordnung zurückkehrt. Nur dürfen wir dieses tätige Christentum nicht zwischen Kirchenmauern und Krankenstuben allein oder in unseren nächsten häuslichen Kreis einschließen wollen, sondern wir müssen es frisch und wohlgemut ins bürgerliche Leben hinaustragen.“

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Foto: pexels.com / Flo Maderebner

 

 

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