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Der eigene Weg und die neue Familie – Zusammen sind wir Kolping

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zum Sonntag.

Was für ein Evangelium! Da kommen so viele Menschen zu Jesus und seinen Jüngern, dass sie noch nicht einmal mehr Zeit zum Essen finden, und da kommt dann auch noch die Familie dazu, weil sie den Eindruck haben, Jesus sei jetzt völlig verrückt, vom Teufel besessen. Anders können sie sich nicht erklären, was Jesus da tut.  Sie bleiben draußen vor dem Haus und wollen ihn mit Gewalt herausholen, ihn in den Schoß der Familie zurückbringen. 

Im Kern wird hier der Konflikt dargestellt, der entstehen kann, wenn ein Mensch seinen eigenen Weg entdeckt und ihn gehen will. Da kann einem auch schon einmal Unverständnis und Ablehnung entgegenschlagen, sogar von der eigenen Familie. 

Jesus kommt uns hier ganz menschlich entgegen. Er nabelt sich von seiner Familie ab und geht seinen Weg. Die Menschen kommen zu ihm, weil sie von Jesus fasziniert sind und seine Botschaft sie anspricht oder einfach, weil sie geheilt werden wollen. Ob sie an seiner Botschaft interessiert sind, ist nicht immer eindeutig überliefert. Jesus hat nicht aufgegeben, auch wenn er nicht immer und von allen verstanden wurde.  Seinen Jüngern immer wieder erklärt, worum es ihm geht: den Willen Gottes zu tun, damit seine Liebe zu allen Menschen kommt. 

Dass Jesus so menschlich daherkommt und seinen Weg geht, zeigt, dass er in seinem Leben gar nicht so weit weg ist von dem, was Menschen auf ihrem Weg erleben: der „verrückte“ Jesus macht Mut, tatsächlich meinen Weg als Christ zu gehen, dabei auch hier und da anzuecken oder für verrückt gehalten zu werden.

Und das Familienbild, das er entwirft, geht weit über das Bild von der „buckligen Verwandtschaft“ hinaus: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.
Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk 3, 33-35)

So kann Familie wachsen: von der häuslichen Gemeinschaft, die Wurzeln schenkt und zugleich Flügel verleiht, damit jeder seinen ganz eigenen Weg finden kann, zur Familie der Kinder Gottes, die alle umgreift, die nach Gottes Willen fragen und ihn auch in ihrem Leben umsetzen.

Adolph Kolping hat das Familienbild Jesu aufgegriffen und den Gesellen seiner Zeit angeboten, in diesem Geist miteinander Familie zu sein. WE ARE FAMILY – so hat es der Diözesanverband Augsburg vor zwei Jahren ins Wort gebracht – zusammen sind wir Kolping und sorgen miteinander für mehr christliches Handeln in dieser Welt, auch wenn es zuweilen verrückt erscheinen mag, andere Menschen, Gruppen, Völker nicht zu dämonisieren, im Umgang mit kritischen Situationen Gewalt möglichst zu vermeiden, an der Aufhebung von Spaltung zu arbeiten - im eigenen Haus, im eigenen Land, in Europa, weltweit, der Logik von Rüstung und Aufrüstung, Gewalt und Gegengewalt entgegenzutreten, also Dämonen zu vertreiben, um sichere Räume zu schaffen und eine Gemeinschaft anzubieten, die trägt und Heimat bietet.