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Ein Fest der Hoffnung für Leib und Seele und für die ganze Schöpfung

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zu Mariä Himmelfahrt

Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, Mariä Himmelfahrt, hat eine lange Tradition. Wer auf die Wurzeln des Festtages schaut, entdeckt in vorchristlicher Zeit die dreitägige Siegesfeier des Kaisers Augustus, der dem ganzen Monat den Namen gegeben hat. Die Festlegung des Feiertages für die ganze Kirche geschieht im Jahr 813 auf einer Synode in Mainz. Da wurde das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel aber schon seit Jahrhunderten an verschiedenen Orten in Europa gefeiert.

Dass an diesem Tag auch Kräuter und Blumen gesegnet werden, hängt mit der Erntezeit zusammen, in die das Fest fällt: mitten im August konnte man schon für die Ernte danken.

Die christliche Wurzel des Festes führt zu Jesus von Nazaret, dessen Mutter Maria war. Weil sie den Erlöser geboren hat, so sagt es das Dogma von der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel aus dem Jahr 1950, „sollte ihr Leib die Verwesung nicht schauen“. So darf Maria als erste genießen, was allen Glaubenden verheißen ist: die Freude des Himmels, die sichtbar, hörbar und fühlbar ist.

Von dieser Freude des Himmels wird uns immer wieder eine Kostprobe geschenkt, wenn Krankheit überwunden wird, wenn Beziehungen tragen und gelingen, wenn wir spüren, dass wir in der Natur an Gott, den Schöpfer des Lebens erinnert werden, und wenn wir uns gegenseitig Freude schenken können. Das Fest Mariä Himmelfahrt gehört dazu. Die Kräuter dienen der Gesunderhaltung und der Heilung des Leibes, die Blumen erfreuen Herz und Gemüt, und die feiernde Gemeinschaft im Gottesdienst zeigt uns: wir sind mit diesem Glauben nicht alleine unterwegs.

Die wichtigen Siege eines römischen Kaisers treten mit Recht in den Hintergrund. Dass an diesem Festtag eine Frau im Mittelpunkt steht, macht den 15. August für uns bedeutsam; es ist das Fest der Hoffnung für Leib und Seele und für die ganze Schöpfung, das den ganzen Menschen mit all seinen Bezügen meint. Und es feiert Gott, der Mensch wird und uns zeigt, welche Hoffnung für uns blüht und worauf wir uns freuen dürfen.

So wird das Marienfest zu einem Fest für alle Christinnen und Christen. Es lädt ein, auf Gott zu schauen, der uns in Maria, die als erste von uns Menschen im Himmel sein darf, ein „untrügliches Zeichen der Hoffnung“ schenkt, und es macht auf einzigartige Weise deutlich, wie alles zusammenhängt: dass nämlich Leib und Seele zusammengehören, und dass die Schöpfung alles bereithält, um Leib und Seele gesund zu erhalten und zu heilen.

Mir kommt an Maria Himmelfahrt immer wieder das Gedicht von Novalis (1772-1801) in Herz und Gemüt:

 

Ich sehe dich in tausend Bildern,

Maria, lieblich ausgedrückt,

Doch keins von allen kann dich schildern,

Wie meine Seele dich erblickt.

Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel

Seitdem mir wie ein Traum verweht,

Und ein unnennbar süßer Himmel

Mir ewig im Gemüte steht.

 

Mit dem Bild des Heils für Leib und Seele, das Gott in der Freude des Himmels dauerhaft schenken wird, sind wir im Glauben unterwegs.

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Bild: pixabay.com