Sprich uns an!
Bundesebene

"Furchtlos tun, was recht ist."

Gedanken zum Sonntagsevangelium (Mt 10,26-33a) von Rosalia Walter, geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland

„Was in der Zukunft kommt, weiß bloß unser Herrgott und soll uns deshalb gar nicht allzusehr erschrecken. Sorgen wir nur, dass wir selbst keine Schuld an dem Unglück in der Zukunft haben. Sehen wir nur scharf auf die Gegenwart, damit wir uns diese christlich zu Herzen nehmen und darin tun, was recht ist.“ Mit diesen Worten ermutigt Adolph Kolping seine Gesellen zu sorgenfreiem, furchtlosem und überzeugtem Leben aus dem Glauben.

Diese Gedanken treffen den Kern des heutigen Evangeliums. „Sich erschrecken“ vor dem was kommt, kommen kann oder kommen könnte ist kein guter Ausblick auf die Zukunft. Im Gegenteil, es lähmt und bewirkt Furcht.  Dreimal erklingt der Zuruf Jesu: „Fürchtet euch nicht!“  Die Aufforderung zur Furchtlosigkeit bekommt damit einen Tiefgang, der von einem oberflächlichen Verständnis, in dem alles bagatellisiert wird nach dem Motto, “es wird schon nicht so schlimm kommen“, wegführt. Es geht nicht um ein oberflächliches Mutmachen, sondern um den radikalen Ernstfall des christlichen Lebens. Jesus weist seine Jünger realistisch darauf hin, es wird Freude und Leid geben, Anerkennung und Anfeindung. Sie sollen aber höchstens den fürchten, „der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann“.

Mit Blick auf die Gegenwart heute gilt es genau das zu tun, was Jesu Auftrag an die Jünger ist: Seine Botschaft „von den Dächern zu rufen“, also den Menschen bekannt zu machen, was unseren Herzen Freude und Vertrauen schenkt. Dabei dürfen wir uns nicht fürchten vor denen, die über uns herziehen und herfallen. In unserem Land müssen wir heute nicht mit Folter, Gefängnis und Tod rechnen, aber Verständnislosigkeit und Verachtung nehmen zu. In unserer Zeit steht man in „Gefahr“, sarkastische Bemerkungen zu ernten oder ausgelacht zu werden, wenn man noch zur Kirche gehört.

Trotz allem „scharf auf die Gegenwart zu schauen, sich diese christlich zu Herzen nehmen und darin furchtlos tun, was recht ist“, kann nur im Vertrauen auf Gott gelingen. Jesus verwendet das Bild der Spatzen, denn er wusste, dass die Spatzen in den Augen der Menschen nicht besonders viel wert sind. Er wollte verdeutlichen: Selbst so ein unscheinbares, kleines Geschöpf ist für Gott wichtig. Und wenn die Aufmerksamkeit des Schöpfers sogar diesen winzigen Vögeln gilt, wie viel mehr den Menschen, die mehr wert sind als noch so viele Spatzen. Mit diesem Vergleich unterstreicht Jesus die Wertschätzung Gottes und seine unablässige Sorge für die Menschen. Das gleiche gilt für den Verweis auf die „gezählten Haare“.

Wir können diesem Gott vertrauen, weil er, im Hier und Jetzt nicht einmal einen Spatzen aus dem Blick verliert und die Haare auf dem Kopf jeder Jüngerin, jedes Jüngers zählt (V. 29-30).  Er ist zugleich der endzeitliche Herr über Tod und Leben (V. 28). Und weil Gegenwart und Zukunft in diesem Welt- und Zeitverständnis so sehr ineinandergreifen, liegt auch die Schlussfolgerung nahe, dass alles, was Jüngerinnen und Jünger Jesu heute tun, seine Entsprechung in dem finden wird, was Jesus selbst tun wird: Wer Jesus treu bleibt in allen Schwierigkeiten, dem wird auch Jesus treu bleiben, wenn es ein für alle Mal darauf ankommt (V. 32-33). Das ist der Grund christlicher Furchtlosigkeit – allem zum Trotz, was uns Angst einjagen will.

 

-------------------------

Foto: Sammie Chaffin auf unsplash.com

Weitere geistliche Impulse zum Nachlesen und Stöbern gibt es hier.