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Bundesebene

Hingabe statt Abgabe

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zum Evangelium an diesem Sonntag.

Gott geben, was Gott gehört und dem Kaiser geben, was dem Kaiser gehört: Hingabe statt Abgabe

„Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen oder nicht?“ Hier wird Jesus eine Fangfrage gestellt. Es geht um die Kopfsteuer, die für zur Zeit Jesu für jeden Bewohner der Provinz Judäa zu entrichten war. Sagt Jesus ja, kollaboriert er mit der Besatzungsmacht, sagt er nein, haben die Fragenden schon die Anzeige in der Tasche, weil er sich gegen den Kaiser wendet.

Tatsächlich nimmt Jesus im Evangelium dieses Sonntags in den Blick, dass gläubige Menschen nach zwei Seiten verpflichtet sind. Dem Kaiser geben, was dem Kaiser gehört, heißt: aktiv dazu beitragen, dass der Staat funktionstüchtig bleibt, es heißt, sich nicht aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben zurückziehen, sondern sich einbringen, wie es eben geht.

Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, Steuern zu bezahlen, wählen zu gehen und das politische Geschehen kritisch und aufmerksam zu verfolgen. Gerade in diesen Tagen kommt es darauf an, zu zeigen, dass ich zur Demokratie stehe und mit meinen Steuergeldern auch dafür sorge, dass Recht und Gerechtigkeit, Friede und die Sorge für das Wohl der Menschen, für Nahrung, Bildung, Sicherheit und Gesundheit gestärkt und geschützt werden.

Nicht mehr ganz so selbstverständlich ist es, Gott zu geben, was ihm gehört.

Interessant ist, dass Jesus in seiner Antwort dem Kaiser nicht eine religiöse Institution gegenüberstellt, die auch ihrerseits Abgaben fordern könnte, sondern den lebendigen Gott, seinen Vater im Himmel. Und was will der haben?

Gott will das Heil aller Menschen, Leben in Fülle, Gott will, dass Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden unter den Menschen mächtig sind. Da kommt man mit einer pflichtmäßigen Abgabe nicht weit. Hier ist Hingabe gefragt, Einsatz mit Herz und Gemüt, Leib und Seele, Zuwendung und Treue. Damit sind wir mitten im Leben, in unserem Umgang mit der Schöpfung und unseren Mitmenschen. Hier wird Glaube leibhaftig und handgreiflich. Gott geben, was Gott gehört, heißt: mich und mein Leben ihm anvertrauen und dann handeln. Auf diese Weise „angedockt“ kann ich kritisch verfolgen, was um mich herum geschieht, brauche Auseinandersetzungen nicht ängstlich aus dem Weg zu gehen, weil ich mich von Gottes Liebe gehalten weiß. Nicht die pflichtgemäße Abgabe steht im Zentrum des Interesses, wenn ich das Evangelium ernst nehme, sondern die Hingabe: es geht nicht darum, leidenschaftslos Regeln zu erfüllen, sondern mich selbst einzusetzen, weil es um das Leben geht.  

„Überlege, was Gott wohl mit Dir vorhat, und bestrebe Dich dann, mit allen Kräften seinem heiligen Willen nachzukommen. Das ist nämlich die nächste und wichtigste Aufgabe in dem Leben des Christen“ sagt Adolph Kolping. Und: „Jeder Bürger des Staates soll, soviel in seinen Kräften steht, mithelfen, dass Ordnung, Recht und Gesetz mit Freuden gehandhabt wird, das Gute Raum, Luft und Licht empfange und das Böse und Nachteilige keine bleibende Stätte finde.“

Ein schöner Impuls: Freude an Ordnung, Recht und Gesetz, Raum, Luft und Licht für das Gute und keine bleibende Stätte für das Böse – so wird Gott gegeben, was ihm gehört und Leben für alle möglich gemacht.

 

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Bild: Sarah-Simone Roth