Sprich uns an!
Bundesebene

In meinem Namen versammelt?

Gedanken zum Sonntagsevangelium (Matthäus 18, 15–20) von Rosalia Walter, geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

"Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Mit diesem Satz endet das heutige Evangelium. Diesen Satz haben wir alle schon oft gehört. Gerne singen wir diesen Kanon, für so manchen ist er ein richtiger Ohrwurm. Dieses Wort ist eine Zusage Jesu. Er verspricht allen, die sich in seinem Namen versammeln, mitten unter ihnen zu sein.

Doch was meint "In meinem Namen versammelt“? Ist das eventuell an eine Voraussetzung oder Bedingung geknüpft? Und wer kann sich darauf berufen?

Der Blick auf den Kontext dieser bekannten Aussage ist nötig, um sie zu verstehen. Sie gehört zu einem Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern. Es geht um das gemeinschaftliche Leben. Was tun, wenn es Probleme gibt, wenn jemand «sündigt» und ein ungesundes Verhalten an den Tag legt? Dann gibt Jesus ein paar praktische Hinweise, die zum Schutz aller Menschen sind. Es geht um eine Zurechtweisung:

Ein «Bruder» (jemand aus der Gemeinschaft) sündigt. Du siehst das Verhalten, das nicht in Ordnung ist (Mt 18,15).

Gehe privat zu ihm und rede mit ihm. Das ist der erste Schritt (Mt 18,15).

Reagiert dein Bruder nicht, rede nochmals, aber bringe ein oder zwei Zeugen mit («wo zwei oder drei…») (Mt 18,16).

Reagiert dein Bruder auch dann nicht, bringe den Fall vor die Gemeinde (Mt 18,17)

Reagiert dein Bruder auch nicht auf die Beurteilung durch die gesamte Gemeinde, soll man ihn betrachten als einen aus den Nationen (nicht-israelischen Völkern) oder wie einen Zöllner (Mt 18,17). Von diesen hat man sich distanziert.

Die Beurteilung soll nun Gültigkeit haben im Himmel wie auf Erden. Jesus sieht Verantwortung beim einzelnen Menschen, dann bei den einigen der Gemeinde, dann bei der gesamten Gemeinde. (Mt 18,18).

Gott wird diese gemeinsamen Entscheide bestätigen, nicht weil Menschen etwa unfehlbar sind, sondern weil hier pragmatische Lösungen gesucht werden, mit Gottes Wirken vor Augen (Mt 18,19).

Und dies ist die Begründung für die Zusage:  Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bin Ich in ihrer Mitte.

Die Zurechtweisung in der Gemeinschaft muss in Liebe geschehen. Nur so ist ein Neubeginn möglich. Das Ziel ist dabei, dem Anderen zu helfen seinen Fehler einzusehen, damit er das brüderliche Wort annehmen kann. Jesus ermuntert uns zu einer Kritik, die nicht klein- und fertigmacht, sondern aufrichtet, eine Kritik, die liebevoll ist und im andern immer den Bruder, die Schwester sieht. Es geht nicht um die Macht übereinander, sondern um das Eins-Sein in Christus als dem Herrn.

Was zwei gemeinsam erbitten, werden sie vom himmlischen Vater empfangen, denn „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Jesus bindet damit die Zurechtweisung an das Gebet. Nur als betender Mensch, der sich an Gott gebunden weiß, vermag der Christ in geschwisterlicher Liebe zu handeln, ganz besonders, wenn er den Nächsten zurechtweisen soll.

Wir sind in Jesu Namen versammelt, wenn wir sein Wort hören, gemeinsam zu ihm rufen, uns öffnen für seinen Geist und dies alles in Beziehung zu unserem Leben bringen. Wenn wir dem Geist Jesu Raum geben und uns von ihm führen lassen, dann ist ER mitten unter uns. Es müssen nicht Viele sein, denn auch in Kleingruppen passiert Wesentliches: vertrauensvolle gute Gespräche, Empathie, Solidarität durch Aktionen und Initiativen.

Der Geist Jesu möchte uns beschenken. Er möchte uns führen und leiten bei allem, was wir tun. Er begleitet uns. Er soll auch für andere erkennbar und spürbar werden. Leben in der Gemeinschaft dieses Geistes, das ist es, was uns von anderen Gemeinschaften unterscheidet.

Es sollen nicht die Äußerlichkeiten sein, die uns als Christen und Christinnen erkenntlich machen, sondern es soll der Geist Jesu sein, der unser Leben und Handeln bestimmt.  Auf die Zusage Jesu, die uns in jedem Augenblick unseres Lebens tragen und stärken will, können wir uns verlassen. Jesus spricht zu uns: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

---------------

Weitere geistliche Impulse zum Nachlesen und Stöbern gibt es hier.

Bild: Alexa auf pixabay.com