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In seinem Namen werden wir gute Früchte bringen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium (Matthäus 21, 33–44) von Rosalia Walter, geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

Mord im Weinberg könnte als Überschrift über dem heutigen Evangelium stehen. Doch es handelt sich um keinen Krimi, sondern um ein Streitgespräch Jesu mit den Hohepriestern und Ältesten. In diesem Streitgespräch verwendet Jesus den Mord im Weinberg als Gleichnis. Er greift auf das Geschehen von der Verpachtung eines Weinbergs, und dem Eintreiben des Anteils für den Eigentümer zurück. Trotz erheblichen Aufwands geht dies schief, ja, es endet in brutaler Gewalt.

Das Gleichnis ist einfach zu verstehen. Der Weinberg steht in der prophetischen Tradition für das Volk Israel. Gott ist der Hausherr. Der Zaun ist das Gesetz Moses, das Israel von den Heiden trennte und sie als ein besonderes Volk des Herrn bewahrte. Die Kelter, als ein bildlich verwandter Begriff, bedeutet übertragen die Frucht, die Israel für Gott bringen sollte. Der Turm zeigt Gottes wachsame Fürsorge für sein Volk. Der Weinberg, sagt Jesus, bringt sehr wohl reiche Frucht. Aber die bösen Winzer bringen den Besitzer um seinen Anteil an den Reben. Sie wollen alle Trauben für sich behalten. Es sind die Hohepriester und die Schriftgelehrten des Volkes. Gegen sie geht das Gleichnis.  

Dieses Gleichnis schildert, wie sich das Reich Gottes ausbreitet und wie nicht, oder wie die Ausbreitung gestoppt und verhindert wird. Im Gleichnis vom Mord im Weinberg erkennen wir, wie Gott mit Gewalt der Menschen und der sich steigernden Gewaltspirale umgeht. Gott schaut nicht einfach zu. Er gibt nicht auf. Er hat einen langen Atem. Gott schickt Boten, um die Situation zu klären. Leider ohne Erfolg. Trotzdem versucht er es noch einmal.  Er lässt nichts unversucht und gibt eine Chance nach der anderen. Die Beziehung zwischen dem Gutsherrn und den Pächtern ist zutiefst gestört, obwohl doch die Pächter ihren Lebensunterhalt dem Weinberg und seinem Besitzer verdanken. Durch ihr grausames Tun zerstören sie jegliche Beziehung zu ihm – während der Weinbergbesitzer immer wieder neu versucht, die Beziehung aufrecht zu halten, und nicht bereit ist, seinen Weinberg aufzugeben. Sein Einsatz geht bis hin zur Sendung seines Sohnes.

Gott lässt diese Pächter trotzdem nicht für immer schalten und walten, sondern setzt sie ab. Aber -und das ist das Neue und besondere an Gott - er verschärft die Gewalt nicht, indem er z.B. alle Pächter auch umbringen würde, sondern unterbricht sie: Hier kommt der Vers zum Tragen, der in der Erzählung etwas unvermittelt steht: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder.  Dies wird im Wort vom Eckstein ausgedrückt. Gott schenkt demnach Erlösung durch den Eckstein Jesus. Wir sind es ihm wert, trotz der vielen Enttäuschungen und Konflikte bis hin zur Kreuzigung seines Sohnes. Im Licht von Ostern wird dieser zum Eckstein, auf den wir bauen können.

Wenn ich das Gleichnis vom Weinberg höre, gilt es jetzt nicht mehr den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes von damals, sondern es wird mir erzählt, heute. Von Gott wird wie von einem Gutsbesitzer gesprochen. Der Weinberg, der gute Früchte bringen soll, steht für das Reich Gottes.

Gott geht es um die Menschen, um unseretwillen gibt er seinen Weinberg nicht auf und schenkt uns weiterhin Fürsorge und Zuwendung. Es geht in der Sorge um das Reich Gottes nicht nur um das Erfüllen von Aufgaben, mehr noch, sie müssen mit Liebe getan werden. Das Schneiden der Rebstöcke und aufrichten der Pflanzen erfordert Fürsorge und Liebe. Deshalb begegnet uns in der hl. Schrift der Weinberg auch immer wieder als Bild für die Beziehung des Menschen zu Gott, der sich um uns sorgt. Es braucht gute Pächter und Verwalter.

Aus heutiger Perspektive ist klar: Niemand hat das Reich Gottes für sich allein gepachtet und niemand kann behaupten, dass andere davon ausgeschlossen sind. Sein Weinberg ist Gabe und Aufgabe für alle Menschen. Es liegt an uns Pächterinnen und Pächtern, was wir daraus machen und wie wir mit der Ernte umgehen.

Deshalb handeln wir gemäß dem Wort Adolph Kolpings: „Vertrauend der Gnade des Herrn, der durch Schwache die Taten seiner Herrlichkeit ausführt, gehen wir mutig in den Weinberg des Herrn, in seinem Namen unser Tagewerk beginnend.“ In seinem Namen werden wir gute Früchte bringen.

 

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Bild: Boudewijn Boer auf unsplash.com