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Nicht der äußere Schein ist entscheident, sondern die innere Haltung.

Gedanken zum Sonntagsevangelium von Rosalia Walter, der Geistlichen Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

Im heutigen Evangelium essen Jesus und seine Jünger mit „unreinen Händen“…

Damit kein Missverständnis entsteht: Hier geht es nicht um saubere, frisch gewaschene Hände, sondern um reine Hände.  Nicht um „Reinlichkeit“ wie in der Werbung für ein Waschmittel, bei der es darum geht, dass die Wäsche „nicht nur sauber, sondern rein“ sein soll. Es geht nicht um Hygiene, sondern um Religion.

Und zu den religiösen Ritualen gehörte es, sich vor dem Essen noch mal etwas Wasser über die Hände zu gießen – und dann war die Sache erledigt. Eine Äußerlichkeit.

Warum hält sich Jesus nicht an diese Vorschriften wie die anderen? Es wäre ja wirklich keine große Sache, sich ein bisschen Wasser über die Hände laufen zu lassen - und alles wäre in Ordnung.

Warum muss er so provozieren?

Jesus sagt uns heute: „Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“ Wir Menschen sollen begreifen: nicht das Äußere ist entscheidend, sondern das Innere. „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommt alles Böse.“

Außen und Innen - das ist die tägliche große Herausforderung des christlichen Lebens. Der Mensch lässt sich sehr gerne von Äußerlichkeiten beeindrucken. Der schöne Schein zieht an.

Das Äußere muss stimmen. Schicke Kleidung, modische Frisur, schlank, leicht gebräunt. Freundliche Floskeln gehören dazu: „Aber gerne!“ – „Freut mich für Sie!“ – „Das mache ich doch gerne!“ Außerdem muss die Mimik passen: immer ein Lächeln im Gesicht. Das Äußere ist alles. Einfach einen guten Eindruck machen. Wie’s drinnen aussieht, geht niemand was an.

Jesus ist da ganz anderer Meinung. Für ihn ist das Herz das Zentrum. Darauf kommt allesan. Auf Lippenbekenntnisse ist gepfiffen. Entscheidend ist, was von innen kommt.

Jesus zeigt durch sein provozierendes Handeln, dass er ein ganz anderes Bild von Gott hat als die Pharisäer: Sein Gott schaut nicht auf Äußerlichkeiten, sondern auf die Gesinnung der Menschen.

Jesus sagt uns heute: Sein Gott schaut nicht darauf, wie groß das Kreuzzeichen ist, das jemand mit Weihwasser beim Eintritt in die Kirche macht, und ob die Kniebeuge tief genug und fromm genug ist, sondern er schaut darauf, mit welcher Einstellung jemand in die Kirche kommt, welche Gedanken er mitbringt - ob da Offenheit für Gott ist, Offenheit für die Menschen links und rechts von uns, und die Bereitschaft zu vergeben - oder ob wir böse Gedanken mitbringen: Neid, Hass, Ärger, Bitterkeit, Arroganz.

Gott schaut nicht auf das, was groß und auffällig außen draufsteht, sondern auf das, was wirklich innen drin los ist. Denn dies bestimmt unser Leben - unsere Gedanken und Wünsche, unsere Liebe - oder auch unseren Hass.

Was aus unserem Innersten, aus dem Herzen kommt, das bestimmt, wie wir zusammenleben: Ob da Friede herrscht oder Streit; ob da jeder nur an sich selbst denkt, oder ob man sich gegenseitig hilft und einer für den anderen sorgt.

Der Gott Jesu lässt sich nicht von Äußerlichkeiten und nicht von großartigen Erfolgen beeindrucken und blenden, sondern er schaut auf unser Herz, auf das, was dort lebt, was uns bewegt, was uns heilig ist und unser Leben bestimmt.

Jesus Christus zeigt den Menschen durch sein provokantes Handeln: Nicht der äußere Schein ist entscheidend, sondern die innere Haltung. Darauf kommt es an, das zeigt den Menschen, wie er wirklich ist. Es geht also in erster Linie um Authentizität, um Echtheit und Übereinstimmung meiner inneren Haltungen und meiner äußeren Handlungen.

Diesem Gott brauchen wir keine Checkliste der persönlichen Frömmigkeitsübungen vorlegen. Unser Gott schaut nicht nur auf das, was uns alles gut gelungen ist, nicht nur auf das, was alles perfekt und vorbildlich war, sondern er schaut vielmehr auf unseren guten Willen, auf unser Bemühen: er schaut dort hin, wo wir uns ehrlich bemüht haben das Gute zu tun, auch wenn wir es am Ende wieder mal nicht geschafft haben. 

Es kann mich von einem religiösen Waschzwang befreien, dass ich mich vom Gott Jesu vorleistungsfrei und bedingungslos geliebt weiß – trotz meiner Schuld und mancher verschmutzten Weste.

Denn mein Leben muss nicht keimfrei sein, es soll lebendig sein – mir und den anderen zur Freude.